Kartoffelsalat ostpreußisch à la Oma Adi

Der Kartoffelsalatäquator trennt Familien, Freundschaften und Bekannte. Hier gibt es zum Heiligen Abend Kartoffelsalat, dort gibt es Fisch – meist Karpfen – oder Geflügel. Bei uns hat sich der Familienrat vor langer Zeit auf Hamburger geeinigt. Aber das ist eine völlig andere Geschichte.
Da es nun am 24. Dezember Hamburger gibt, habe ich diesmal beschlossen, zu Silvester Kartoffelsalat ostpreußisch à la Oma Adi zu machen.

Kartoffeln kochen und abkühlen lassen

Es beginnt mit dem Kochen der Kartoffeln. Es werden Pellkartoffeln. Das Schälen kommt also erst später. Wer am nächsten Tag noch einmal etwas probieren möchte, muss etwas mehr kochen. Bei uns reicht ein Kilogramm Kartoffeln Sie werden in kaltem Wasser aufgesetzt und bis knapp vor den Garpunkt gekocht. Das heißt, dass das Messer noch in der Kartoffel stecken bleibt und die gekochte Kartoffel sich langsam vom Messer befreit. Nach dem Abgießen lege ich die Kartoffeln nicht in den heißen Topf zurück, weil sie sonst zu weich werden. Ein zweiter Topf ist super zum Abkühlen. Nach ein paar Minuten ist die Zeit der Wahrheit gekommen und die Kartoffeln müssen gepellt werden. Vielleicht hilft ein Familienmitglied dabei oder springt liebevoll ein.

Zutaten für ostpreußischen Kartoffelsalat vorbereiten

Im ersten Topf können inzwischen die anderen Zutaten vorbereitet werden. Zuerst werden die Zwiebeln gepellt und klein gewürfelt. Danach lasse ich sie in der heißen Pfanne und mit etwas Öl glasig werden. Das hat zwei Gründe: Erstens schmecken sie mir etwas besser und sind nicht so scharf, zweitens entfällt die Diskussion, ob der Kartoffelsalat am nächsten Tag noch genießbar ist, weil vielleicht die rohen Zwiebeln über Nacht nicht mehr verzehrfähig sind. In der Pfanne kühlen die Zwiebeln etwas ab und mit der Gabel angle ich zehn Cornichons aus dem Glas. Sollten in dem Glas gerade nicht Cornichons, sondern Gewürzgurken schwimmen, reichen auch vier. Wichtig ist es, zu probieren, ob sie gut geworden sind. Die Probiergurke zählt aber nicht mit. Wer gern Gewürzgurken probiert, muss ein Glas extra aus dem Keller holen.

Cornichons werden längs geviertelt und anschließend in kleine Stücke geschnitten. Die bilden die erste Schicht. Wer unbedingt Fleisch im Kartoffelsalat haben muss, muss dann die Fleischwurst, kalten Braten oder Kassler schneiden. Adi machte das übrigens nicht. Manchmal kam aber ein Apfel in den Salat, ich finde, man kann den Apfel lieber so essen und sich beim Apfelessen seelisch und moralisch auf das Kartoffelschneiden vorbereiten. Es ist nämlich wichtig, die gekochten und gepellten Kartoffeln bei der Greifhand zu haben. Vor mir liegt das Schneidebrett, auf der anderen Seite wird das Gefäß für den Salat platziert. Mit einem Teigschaber hebe ich die Kartoffelstückchen in das Salatgefäß.

Kartoffeln in richtiger Größe schneiden

Eine gewisse Zeit später sind die Kartoffeln geschnitten. Die Stückgröße ist wichtig und bedarf einer weiteren Betrachtung. Sie sollen Stücke bleiben, aber nicht nur Scheiben sein. Die Stücke müssen klein sein, damit die Soße über den Tag, besser über Nacht, in die Stücke einziehen kann. Aber sie dürfen natürlich nicht zu klein sein, sonst wird es gleich wieder matschig. Auch das spricht vollkommen gegen den Einsatz von Salzkartoffeln oder von mehlig kochenden Kartoffeln. Wenn der erste Anlauf nicht klappt, gibt es neue Tage mit neuen Versuchen. Nur nicht verzagen. Obendrauf kommen nun die Zwiebeln und die Gewürzkräuter.

Soße vorbereiten und vermischen

Die Soße wird im Messbecher angerührt. Auf Mayonnaise verzichte wegen des hohen Fettanteils. Ich glaube, mit saurer Sahne und magerem Joghurt habe ich ein gutes Gleichgewicht von Geschmack und verringertem Fettanteil gefunden. Gleichzeitig schmeckt es auch ein wenig frischer. Senf ist wichtig, es kann auch scharfer oder süßer Senf sein, da will ich keine Vorschriften machen. Ketchup ist nicht wichtig, aber es ist immer ein Rest in der Standflasche, der mit dem Gurkenwasser ganz hervorragend ausgespült werden kann. Mit saurer Sahne, Senf und Gurkenwasser sind die wesentlichen Bestandteile schon enthalten.

Pfeffer, Paprika, Salz und einer Spur Zucker runden das Dressing ab. Essig und Ketchup sind optional. Sollte sich Kasseler doch in den Salat verirrt haben, muss man jetzt weniger Salz für die Soße nehmen. Und wer die Soße so anrührt, dass sie schmeckt, liegt falsch. Die Soße muss eine Spur zu sauer, zu scharf und zu salzig sein. Denn die Kartoffeln nehmen noch Geschmack auf. Das ist alles Gewöhnungssache. Die Soße wird durchgerührt und über die restlichen Zutaten gegossen. Danach wird sie mit einem großen Löffel vorsichtig untergehoben.

Mit leichten Schlägen auf den Handrücken sind die restlichen Familienmitglieder vom voreiligen Probieren abzuhalten. Die hartgekochten Eier und die Tomaten werden geviertelt und irgendwie auf der Schüssel verteilt. Davon habe ich keine Ahnung, ich lasse das sowieso weg und esse es lieber gleich. Als Beilage gibt es Wiener Würstchen mit Senf. Ketchup gibt es nur, wenn es ein Kindergeburtstag ist oder wenn der Konsum noch ein paar Flaschen hatte. Übrigens, zu Weihnachten und Silvester habe ich manche Runde durch die Stadt gedreht, um in den einschlägigen Lebensmittelgeschäften Mayonnaise aufzutreiben. Das hat meistens nicht geklappt. Entweder war es zu kalt oder ausverkauft oder gar nicht angekommen in der altmärkischen DDR-Provinz. Das selber Kochen der Mayonnaise mochte Oma Adi so gar nicht. Auch deshalb gabe es gern saure Sahne und Joghurt.

Varianten von ostpreußischem Kartoffelsalat

Als Variante Kartoffelsalat ostpreußisch à la Oma Adi können Erbsen oder Möhren hinzugefügt werden. Ähnlich zeigt es das Bild, auch wenn es lettischer Salat ist und beides nicht von mir stammt. Aber der Kartoffelsalat sieht frappierend ähnlich aus und Lettland und Ostpreußen liegen wohl näher zusammen als Ostpreußen und Berlin.

Zutaten für Kartoffelsalat ostpreußisch à la Oma Adi

  • 1 kg festkochende Kartoffeln
  • 2 Stück Zwiebeln
  • 1 Esslöffel mittelscharfer Senf
  • 1 bis 2 Esslöffel Ketchup, nach Belieben
  • 200 g saure Sahne
  • 200 ml magerer Joghurt
  • 100 ml Gurkenwasser
  • 1 Teelöffel Zucker
  • 2 Teelöffel Salz
  • 2 Esslöffel Apfelessig oder Weinessig
  • 1 Teelöffel schwarzer Pfeffer
  • 1/2 Teelöffel edelsüßes Paprikapulver
  • 1 Stängel Petersilie
  • 3 Blatt Selleriekraut oder nach Belieben
  • 1 Stängel Dill, wenn vorhanden
  • 50 g Fleischwurst, wer es anders nicht runterkriegt
  • 1 Apfel, nach Belieben
  • Wasser zum Kochen
  • Öl zum Braten

Varianten

  • Erbsen aus der Dose oder blanchiert
  • Möhren aus der Dose oder blanchiert
  • 50 g Fleischwurst oder
  • 50 g Kasseler oder
  • 50 g Schinkenwürfel nach Belieben angebraten

Für die Garnitur

  • 1 hartgekochtes Ei und
  • 1 oder 2 Tomaten

Zubereitung von Kartoffelsalat à la Oma Adi

  1. Kartoffeln kalt aufsetzen und zwei Teelöffel Salz dazugeben und zum Aufkochen lassen
  2. bei kleiner Flamme kochen lassen und die Kochzeit knapp bemessen, da die Kartoffeln noch nachgaren, ich rechne mit 15 Minuten Kochzeit
  3. Kartoffeln abkühlen lassen und pellen
  4. Zwiebeln würfeln und in Öl glasig andünsten
  5. Gurken klein würfeln
  6. kalte Kartoffeln würfeln, kleine Kartoffeln längs vierteln und Scheiben 5 – 8 mm dick schneiden
  7. erkaltete Zwiebeln zum Abschluss dazugeben
  8. Dressing für Kartoffelsalat ostpreußisch à la Adi mit saurer Sahne, Joghurt und Gurkenwasser in einem hohen Gefäß anrühren
  9. Dazu kommen Senf, Salz, Zucker, Pfeffer und Paprika und eventuell Ketchup und Essig
  10. Das Dressing verrühren, bis sich der Zucker und das Salz aufgelöst haben, über die Kartoffeln und die anderen Zutaten verteilen und locker mit einem großen Löffel unterheben.
  11. Schüsselränder säubern, kalt stellen und ggf. ausgarnieren.

Arbeitsmittel

  • Kochtopf zum Kochen der Kartoffeln
  • Kochtopf zum Abkühlen der Kartoffeln
  • Bratpfanne
  • Schneidebrett für Gurken und Kartoffeln
  • Teigschaber
  • Schneidebrett für Zwiebeln
  • kleines Messer zum Pellen der Kartoffeln
  • große Schüssel zum Anrühren
  • Messbecher oder Schüssel zum Anrühren des Dressings, bis 1 Liter Volumen
  • Messer zum Schneiden der Kartoffeln, Gurken und Zwiebeln
  • Esslöffel zum Abmessen und Rühren des Dressings
  • Gabel für die Gewürzgurken
  • Teelöffel für Salz, Zucker und Paprikapulver

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Quellennachweis

  • Kartoffelsalat à la Adi: M.H. | All Rights Reserved
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  • Er arbeitet gern im Garten. Manche sagen, er ist ein Gartenanhänger, aber der Wortwitz wäre zu abgedroschen. Vor allem schneidet er gern Obst- oder Ziergehölz. Seit vielen Jahren wohnt er in einem Haus und Essen gehört zu seiner täglichen Routine. Und er interessiert sich für Dinge, die in- und außerhalb des Gehöfts passieren.

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