Hilfe beim automatischen Kontowechsel

Banken helfen inzwischen beim automatischen Kontowechsel. Mal ist es Kundenservice, mal ist es vielleicht zähneknischend, aber es funktioniert und was ich bei einem automatischen Kontowechsel erfahren habe, stelle ich hier vor. Spoiler: Ganz automatisch klappt es nicht.

Rückblick auf den manuellen Kontowechsel

Als ich das vorletzte Mal die Bank wechselte, habe ich meine Geschäftspartner per Brief angeschrieben. Das ging prinzipiell so:

  1. Regelmäßige Lastschriften heraussuchen, dank Bankingsoftware ging das recht fix.
  2. Ein Anschreiben mit der Mitteilung des neuen Kontos als Serienbrief erstellen.
  3. Die Adressen der Empfänger und die Vertragsnummern heraussuchen und in eine Liste eintragen.
  4. Briefe ausdrucken, kuvertieren (eintüten) und frankieren und abschicken.

Die Bank hatte mir angeboten, mich zu unterstützen. Das belief sich darin, dass sie mir sagen, an wen ich die Briefe schicken muss, so erinnere ich mich. Seit 2016 müssen Banken beim Umstellen der Lastschriften und Daueraufträge mithelfen, meldet die Verbraucherzentrale im Artikel "Banken müssen beim Kontowechsel helfen". Nun war wieder ein Kontowechsel fällig und ich freute mich schon. Es würde ja wie geschmiert laufen.

Bankenservice für den automatischen Kontowechsel

Banken bieten einen automatischen Kontowechsel-Service an. Hier ist eine kleine Auswahl für öffentliche Sparkassen, private und genossenschaftliche Banken: öffentliche Sparkassen Konto Wechsel-Service – Sparkasse, private Banken Kontowechsel-Service – Deutsche Bank und genossenschaftliche Banken Kontowechsel – Volksbank Lüneburger Heide.

Da ich von einer genossenschaftlichen Bank zu einer anderen genossenschaftlichen Bank wechseln wollte, erwartete ich keine großen Herausforderungen. Es kam anders.

Kontoeröffnung und Kontokündigung

Nach der Kontoeröffnung eines Girokontos bei der neuen Bank bleibt ein begrenztes Zeitfenster. Schließlich möchte niemand die Kontogebühren doppelt bezahlen. Finanztip empfiehlt eine Übergangszeit von zwei Monaten, damit Lastschriften nicht ins Leere laufen oder andere Unannehmlichkeiten auftreten. Dieser Ablauf ist wie also gleich geblieben

  1. Neues Girokonto eröffnen
  2. Lastschriften und Daueraufträge übertragen
  3. Altes Girokonto kündigen und Anweisung für Guthaben oder Außenstände hinterlegen

Wie klappt der automatische Kontowechsel-Service?

Die Reihenfolge beim Kontowechsel bleibt wie in den Jahren zuvor.

  1. Ermitteln der Zahlungsempfänger der Lastschriften und Daueraufträge
  2. Informieren der Zahlungsempfänger über das neue Konto
  3. Zurücklehnen und genießen

Für die ersten beiden Punkte stellte ich mir den automatischen Kontowechsel-Service vor. Die neue Bank bot einen externen Service an und ich meldete mich dort an. Hier wurde ich stutzig, als ich meine Kontozugangsdaten bei dem Dienstleister eingeben sollte. Dabei hatte ich doch gerade unterschrieben, dass ich die Zugangsdaten für das neuen Konto nur bei der Bank selbst eintragen darf.


Wenn Banken einen externen Dienstleister beauftragen, veranlassen sie aus meiner Sicht Bankkunden die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die des Online-Zahlungsverkehrs zu missachten.

Der Kontowechsel-Service benötigt die Angaben des neuen und des alten Kontos. Um die Lastschriften des alten Kontos zu bekommen, ist ein Zugang für das alte Konto erforderlich. Da war ich Hin und Her gerissen. Aber die Technik nahm mir die Entscheidung und die ÜBertretung der Vertragsbedingungen ab. Der Flicker-Code des alten Kontos wurde nicht akzeptiert. So war ich auf den halbautomatischen Kontowechsel-Service angewiesen.

Kontowechsel-Service funktioniert halbautomatisch

Bei der Variante den Kontowechsel durch halbautomatisch durchzuführen, brauchte ich eine Liste der Lastschriften. Die besorgte ich mir vom alten Kontos aus meiner Bankingsoftware. Die Daueraufträge wollte ich selbst eintragen. Beim externen Dienstleister suchte ich nun die Zahlungsempfänger für das neue Konto heraus. Die Liste war gut gepflegt und ich habe fast alle Zahlungsempfänger gefunden. Das waren diese Anbieter, die vom Kontowechsel-Service erreicht wurden: DSL-Anbieter, Verkehrsbetriebe, Familienkasse, Wasserversorgung, Mobilfunkanbieter, Krankenkasse alt und neu, Stromlieferant alt, Rundfunkgebühren, Gaslieferant, Hypothekenbank.


Wer gerade Anbieter wechselt, tut sicher gut daran, beide zu informieren. Deshalb gibt es die Krankenkasse und den Stromlieferanten doppelt.

Gleichzeitig fand ich ein paar Empfänger mit einem Lastschriftmandat, die ich gar nicht übernehmen musste. Da war ich froh, dass ich die Liste noch einmal inspizieren konnte. In der Auswahl des Kontowechsel-Service waren nicht alle Partner enthalten. Deshalb blieben ein paar übrig, die ich selbst anschreiben musste. Dafür bekam ich vom Ser die vorgefertigten Briefe.

Direkt angeschriebene Zahlungsempfänger

Einige Zahlungsempfänger habe ich direkt informiert. Für die Versicherungen hat das freundlicherweise mein Versicherungsmakler übernommen. Die Versicherer sind Haftpflicht, Rechtsschutz, BU-Versicherung, Lebensversicherungen. Von mir direkt informiert wurden Arbeitgeber und Steuerberater.

Online einzutragender Kontowechsel

Nicht alle Zahlungsempfänger lassen sich per Brief informieren. Das merkte ich später. Dort musste ich für die Zahlungsempfänger die neue Kontoverbindung online eintragen. Das sind diese Portale Buchhandel, Zahlungsdienst, Online-Marktplatz, Kreditkarte und Stromlieferant neu.


Nicht alle Geschäftspartner sollten über einen Null-Acht-Fünfzehn-Brief informiert werden. Meinen Arbeitgeber habe ich direkt informiert und beim Steuerberater ist das auch eine gute Idee, denke ich.

Zusätzliche Informationen für Kontowechsel-Service sind erforderlich

Die Adresse der Geschäftspartner ist die halbe Miete für einen Kontowechsel. Denn zu einer Vertragsbeziehung gehört auch die Kundennummer oder die Vertragsnummer. Vielleicht wäre es mit intakter Verbindung anders gewesen, weil der Kontowechsel-Service die Zahlungsangaben hätte auslesen können.

Auf jeden Fall musste ich nun doch die Vertragsnummern heraussuchen und in ein Feld für das Anschreiben der Zahlungsempfänger eintragen.

Zusammenfassung halbautomatischer Kontowechsel-Service

Im Überblick musste ich folgende Schritte beim halbautomatischen Kontowechsel abhaken.

  1. Anmelden beim alten und beim neuen Konto
  2. Ermitteln der Zahlungsempfänger für Lastschriften
  3. Heausfinden der Anschriften
  4. Ergänzen der Vertragsdaten
  5. Versenden der Brief durch den Kontonwechsel-Service oder als Brief

Die Anzahl der von verschickten Briefe reduzierte sich im ersten Anlauf auf zwei. Das ist ein enormer Zeitgewinn gegenüber dem vorherigen Kontowechsel.

Abschließend gebe ich zu, dass ich nicht die Muße hatte, die Online-Portale der Zahlungsempfänger abzuklappern und dort mühselig nach dem Punkt zu suchen, wo die neue Bankverbindung einzutragen ist. Das hatte ich bei einem früheren Kontowechsel geübt, aber ich hatte keine Freude daran.

Dabei finde ich es gut, wenn die Änderung der Kontoverbindung nicht als einfache E-Mail akzeptiert wird, sondern ein Brief erforderlich ist. Dass die Briefe vom Kontowechsel-Service so ohne Unterschrift akzeptiert wurden, verblüfft mich immer noch.

Beobachtung der Rückläufer beim Kontowechsel-Service

Die Reaktion der angeschriebenen Zahlungsempfänger für Lastschriften ist sehr unterschiedlich. Einige bestätigen den Eingang des Kontowechsels. Manche bestehen auf einem neuen SEPA-Mandat. Ich weiß nicht, welches Vorgehen richtiger, regelkonformer oder übertrieben genau ist. Manche brauchen noch etwas.


Es ist wohl gut, rechtzeitig mit der Information des Kontowechsels zu beginnen. Erfahrungsgemäß brauchen Briefe hin und her bis zu zwei Wochen, wenn wir die Bearbeitungszeit bei den Empfängern berücksichtigen.

Immerhin fast ein Fünftel meiner Lastschriften war veraltet. Die wurden nicht angeschrieben. Ein weiteres knappes Fünftel der Kontoverbindung wurde im Portal der Zahlungsempfänger geändert. Ein Viertel der Zahlungsempfänger wurde durch den Versicherungsmakler und mich selbst informiert. Durch den Kontowechsel-Service wurde ein gutes Drittel der Zahlungsempfänger bearbeitet.

Information
Besonders lustig war die Antwort eine Anbieters. Der verwies auf die Möglichkeit der Änderung im Portal. Dort gab es dann eine PDF-Datei zum Ausdrucken, die ich dann zuschicken musste.

Über die Hälfte der Zahlungsempfänger waren im ersten Schritt abschließend informiert. Drei Prozent der Zahlungsempfänger haben das Änderungsdatum fehlerhaft übernommen. Sie haben die Kontoverbindung sofort geändert, sie sollte aber erst einen Monat später aktualisiert werden. Für 13 Prozent der Empfänger wurde ein zweites Anschreiben benötigt, weil sie eine schriftliche Änderung des SEPA-Mandats haben wollten und ebenfalls 13  Prozent haben nach vier Wochen noch nicht reagiert.

Rückläufer Info
Antwort Inaktiv Online Service Direkt Gesamt
Abschließend 0% 13% 19% 19% 52%
Falsches Datum 0% 0% 3% 0% 3%
Offen 0% 3% 3% 6% 13%
Veraltet 19% 0% 0% 0% 19%
Zweitanschreiben 0% 3% 10% 0% 13%
Gesamt 19% 19% 35% 26% 100%

Bekannte Hürden beim Kontowechsel im Girokonto


Skepsis ist aus meiner Sicht angebracht, wenn die Bestätigung des Kontowechsels zu schnell beantwortet wird. Dann ist das alte Konto noch einmal genauer zu beobachten.
Irritierend ist es nicht, wenn die Antwort auf sich warten lässt. Manche Empfänger legen das Anliegen auf Wiedervorlage und rechtzeitig zum Änderungstermin, trudelt dann die Bestätigung ein. Sehr schön.

Den Vogel schoss aus meiner Sicht eine Versicherung ab, die mitteilte, dass die Kontoänderung für März eingetragen ist. Im März bekam ich dann die Nachricht, dass im April die Prämie vom alten Konto eingezogen wird.

Ein anderer Anbieter schickte mir als Antwort den Hinweis auf die digitale Führung ihrer Akte. Als Antwort bekam ich zwei weitere Blätter, die ich zurückschicken sollte. Blatt 1 war ein Deckblatt mit einem QR-Code. Damit trennt der Scanner die Anschreiben. Verblüffend digital. Das zweite Blatt war meine Antwort mit der Mitteilung der Kontoänderung, die ich ja schon über den externen Diesnstleister mitgeteilt hatte. So geht Digitalisierung.

Und abschließend: Manche Empfänger gehen dann doch durch die Lappen, gut ist es, wenn die dann vorab die Abbuchung ankündigen, zum Beispiel bei jährlicher Zahlung einer Versicherung. Die kann man dann ja informieren.

Mein Nachbar berichtet: Mitte März wurde bei seiner Krankenkasse der Beitrag vom neuen Konto eingezogen. Die Kontoänderung war per Brief mit dem Kontowechsel angekündigt worden. Die Antwort der Krankenkasse war ein Brief mit der Bitte um die Änderung des SEPA-Mandats. Der wurde abgeschickt und der Beitrag wurde vom neuen Konto abgebucht. Allerdings war entgangen, dass es auch Zahlungen gibt. Dafür war die Kontoverbindung nicht geändert wurden und die landete auf dem alten Konto.

Weitere Tipps für den Kontovergleich und den Kontowechsel

Hier nun gibt es eine Übersicht von Artikeln, die ich während des Kontowechsels hilfreich fand.


  • 5.3.22 Zwei weitere Beobachtungen hinzugefügt.
  • 15.3.22 Noch ein Hinweis eines Rückläufers und Satz vervollständigt.

Quellennachweis

Haus Hof Garten Teller
  • Haus Hof Garten Teller
  • Er arbeitet gern im Garten. Manche sagen, er ist ein Gartenanhänger, aber der Wortwitz wäre zu abgedroschen. Vor allem schneidet er gern Obst- oder Ziergehölz. Seit vielen Jahren wohnt er in einem Haus und Essen gehört zu seiner täglichen Routine. Und er interessiert sich für Dinge, die in- und außerhalb des Gehöfts passieren.

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